Jonathan und die Wagner-Damen: Eklat am Grünen Hügel

Logo_fisch+fleisch_RGBDie wahren Dramen spielen sich auch in der Kunst hinter den Bühnen ab. Das galt zuletzt für das Wiener Burgtheater und das zeigt ganz aktuell die Posse am Grünen Hügel in Bayreuth. Er sei „kein Verschwörungstheoretiker und kein Esoteriker“, sagte Jonathan Meese kürzlich der „Welt“ in einem ausführlichen Interview. Aber sicher sei er sich nun einmal trotzdem, dass da hinter seiner kurzfristigen Ausladung als Regisseur für die „Parsifal“-Aufführung bei den Bayreuther Festspielen 2016 etwas Großes steckt. „Ich sage Ihnen: Das ist mehr als nur ein kleines Skandälchen. Das ist ein ganz mieses Ding. Eine riesige Affäre, die sich bis in bestimmte Kreise zieht.“ Die genauen Details müssten bitte die Journalisten herausfinden, die ihn jetzt nach den Hintergründen gefragt hatten.

Tatsächlich erscheint die Absetzung von Jonathan Meese als Parsifal-Inszenierer aus der Ferne höchst seltsam. Warum passt den Wagner-Halbschwestern Katharina und Eva Wagner-Pasquier ausgerechnet jetzt das Enfant terrible der deutschen Kunstszene nicht mehr? Immer wieder und zuletzt 2013 war er mit provokanten Auftritten und Performances aufgefallen, bei denen er etwa den Hitlergruß zeigte und sich danach auch vor Gericht für diese Entgleisung verantworten musste (und freigesprochen wurde). Hätten solche Aktionen der Festspiel-Leitung in Bayreuth nicht gefallen, dann hätte sie Meese vermutlich schon früher abgesetzt oder gar nicht erst eingeladen. Und auch wenn Meese kein Verschwörungstheoretiker sein will, hört er sich im Interview dann doch ein bisschen so an. Er erzählt, dass im ersten Halbjahr 2014 der Ton der Festspielleitung ihm gegenüber deutlich kühler geworden sei und in Onlinekommentaren sei immer wieder behauptet worden, man wolle Meese bald absetzen. Monate später ist das nun mit dem Argument, seine Pläne für den Parsifal seien viel zu teuer und aufwendig, wirklich passiert. Meese schäumt und wehrt sich, suhlt sich in seinem gekränkten Stolz und bietet in dem Interview gar an, er würde zurückkehren an den Grünen Hügel. Die Liste seiner Bedingungen ist freilich lang. Er müsste „liebevoll“ und „von Herzen“ gefragt werden. Zudem müsste die Festspielleitung klar sagen, dass es sich um eine miese Intrige handelte und schließlich fordert Meese, „dass bestimmte Namen genannt werden“ müssten, „und deren Köpfe müssen rollen. Fertig“

Vermutlich ahnt Meese, dass seine Wünsche so bald nicht in Erfüllung gehen werden. Er hat nämlich schon einen Plan B wie er aus der Sache erhobenen Hauptes herauskommt: „Vielleicht halte ich meinen „Parsifal“ aber auch einfach jetzt als Mythos unter Verschluss. Der totale Mythos desjenigen, der Kunst aus politischideologischen Gründen nicht machen durfte – wer will das denn noch besiegen?“ Na wer?