Phänomedial: Claire, Garett & Galina – der Netflix-Effekt

Phänomedial: Zwanzig Prozent der Eltern in den USA benennen ihre Kinder nach den Hauptfiguren aus ihren Lieblingsserien. Besonders stark vertreten ist „House of Cards“.

House of Cards kehrt im Februar für die dritte Staffel zurück. / Bild: HouseofCards

Die gute Nachricht für Fans der bitterbösen Polit-Intrige „House of Cards“: Der Termin für den Start von Staffel drei steht seit Montag fest und zeigt zunächst einmal, dass Netflix nicht zwei Mal auf den selben Schmäh zurückgreift. Staffel zwei ging heuer nämlich am 14. Februar online. Das Valentinstags-Programm war dann zumindest für jene Paare gestrichen, die nicht beide der Serie rund um den demokratischen Vizepräsidenten Frances Underwood und seiner Frau Claire verfallen sind. Diesmal aber gehen die zehn neuen Folgen erst am 27. Februar online. Der kurze Teaser zur Show, der auf Twitter mit der Zeile „A little note from the White House“ veröffentlicht wurde, ist mit zwölf Sekunden fast schon empörend kurz – und: ohne Ton. 

Wie viele Menschen sich in den USA auf die Fortsetzung der Serie freuen, lässt sich natürlich nur schwer berechnen. Dass sich die Amerikaner aber offenbar sehr von ihren Lieblingsserien beeinflussen lassen, wird nun wieder einmal bestätigt. Zumindest wenn es um die Namenwahl ihrer Kinder geht. Kürzlich wurden die beliebtesten hundert Babynamen veröffentlicht und bei Durchsicht der Liste zeigt sich etwas, was bereits den Fachbegriff „Netflix-Effekt“ bekommen hat: Zwanzig Prozent der Eltern benennen ihre Kinder nach den Hauptfiguren aus ihren Lieblingsserien. Zwar sind in den vorderen Rängen nach wie vor eher unverdächtig „normale“ Namen wie Sophia, Emma und Olivia oder Jackson, Aiden und Liam zu finden, aber auf den hinteren Rängen steigen vor allem solche Namen rapide an, die einem aus Serien bekannt sind.

Mein Sohn heißt wie der Serien-Präsident

Besonders stark vertreten ist da das eingangs erwähnte „House of Cards“: Dabei ist der beliebteste Name aus der Serie Garrett (so heißt der US-Präsident darin), erst danach kommen Frank und Frances (beide in Anlehnung an die Hauptfigur Underwood), Claire (Mrs. Underwood), Zoe (die Journalistin) und Remy (der Lobbyist). Diese Namen sind 2014 bis zu 16 Prozent öfter für den Nachwuchs ausgesucht worden als im Jahr davor. Auch Robin (zwölf Prozent) und Wright (plus 65 Prozent), also Vor- und Nachname der Schauspielerin haben deutlich zugelegt.

Noch beliebter als „House of Cards“ ist in den USA die Frauengefängnisserie „Orange is the New Black“. Wobei interessant ist, dass sich hier nicht der Vorname von Hauptfigur Piper Chapman besonderer Vorliebe freut, sondern vor allem der von Galina „Red“ Rednikov, der mächtigen Küchenchefin, mit der sich Piper zunächst anlegt.

Das private Institut, das Jahr für Jahr die Babynamen – nicht von offizieller Seite – ermittelt, beobachtet schon länger den Trend, dass sich Eltern bei der Namenssuche von Serien inspirieren lassen. 2012 war Arya jener Mädchenname, der am stärksten zugelegt hatte – so heißt eine der Figuren aus „Game of Thrones“. Die Namen Bella und Isabella wiederum sind auch deswegen beliebt, weil vor einigen Jahren so viele Menschen der Vampir-Schmonzette „Twilight“ verfallen sind. Alles in allem sagen die Namenexperten also: Einen Serientick hatten Eltern auch schon früher. Das Jahr 2014 aber könne man als das Jahr der „Bingewatching-Babys“ bezeichnen.

Ein Trend, bei dem Österreich nicht mitmacht

Übrigens: In Österreich hat sich der Trend bislang noch nicht durchgesetzt. Hier sind weder die Namen aus den US-Serien beliebt, noch jene aus den österreichischen Produktionen. Zumindest schafften es die Namen Ursula („Schnell ermittelt“), Bibi („Tatort“) sowie Gerhard und Richard (Hauptfiguren aus „Braunschlag“) bisher noch nicht unter die Top Ten. Auch ist mir nicht bekannt, dass es besonders viele unter 20-jährige Männer namens „Richard“ gibt. Was aber hätte sein können. Schließlich war damals „Kommissar Rex“ damals eine der beliebtesten Produktionen der Österreicher. Und der Hauptkommissar (gespielt von Tobias Moretti) hieß Richard. Erinnern Sie sich noch?