Phänomedial: Warum wir jetzt bloggen!

phaenomedialdritterversuchEigentlich sind wir viel zu spät. Die Zeit der Blogs ist vorbei, behaupten deutsche Medienexperten. Aber vielleicht reizt uns gerade das.

Eigentlich sind wir viel zu spät. Die Zeit der Blogs ist vorbei. Das behaupten zumindest einige deutsche Medienexperten und Medien, die ein solches Krisengerede gerne aufnehmen und weitertragen. Aber vielleicht reizt uns gerade das: Wir fangen an, wenn alle anderen schon wieder aufhören. Wir legen los, wenn allen anderen der Atem ausgegangen ist.

Wer wir sind? Heide Rampetzreiter, Maciej Palucki und Anna-Maria Wallner. Drei Redakteure von „Die Presse“ und DiePresse.com, die Online wie auch Print für die Bereiche Medien und Kultur verantwortlich sind. Die den größten Teil des Tages vor ihren Bildschirmen sitzen und dort Webmedien und soziale Netzwerke beobachten, den Datenstrom filtern, der via Nachrichtenagenturen und Onlinemedien hereinkommt. Wenn unsere Augen danach  nicht völlig müde vom Bildschirmstarren sind, geht es zu Hause weiter: Livediskussionen und Filme schauen, nebenbei twittern, die neuesten Spielfilme oder Dokumentationen auf Presse-DVDs sichten, Blogs und Bücher lesen oder die neuesten Folgen der aktuellen Lieblings-Serie (am besten im Original) konsumieren.

Wenn im hektischen Alltag noch Zeit bleibt, wollen wir in Zukunft hier unsere Beobachtungen aus dem Mediendschungel aufschreiben. Kleine Notizen aus der Branche, Kritiken über neue Printprodukte, Blogs, Sachbücher oder TV-Sendungen, Phänomene aus der Medienbranche.

Die Debatte über die Blogs in der Krise, die Anfang des Jahres von dem deutschen Journalisten und Autor Eric Kubitz ins Rollen gebracht worden war, war dann übrigens ebenso schnell wieder zu Ende wie sie begonnen hatte. Natürlich gab es einige empörte Blogger, die wortreich dagegen protestierten, das Blogwesen sei in der Krise, weil Google weniger oft auf Blogs verweise und Twitter oder Google+ viele User animieren würden, direkt Informationen und Kommentare zu verbreiten. Was wir aus der Netz-Debatte gelernt haben? Solche selbstreferenziellen Diskussionen gehören in einem nicht gerade uneitlen Gewerbe dazu. Seit dem ersten großen Blog-Hype 2003 sind viele digitale Chronisten mit ihren Plattformen eingegangen, viele neue dazugekommen, aber vor allem: die meisten noch immer putzmunter und lebendig. Nicht selten werden berühmte Journalisten wie Theodor Herzl (wie von „ZiB“-Anchor Armin Wolf in der gleichnamigen Vorlesung im Frühjahr 2012 erwähnt) oder Karl Kraus als Paradebeispiele für unabhängige, unkonventionelle Schreiber herangezogen, die, würden sie heute leben, vermutlich Blogger wären.

Lange Rede, kurzer Sinn: „Blog is Pop“, wie Blogger Thomas Gigold von Medienrauschen zur Blogdebatte im Jänner meinte. Wir haben was zu sagen und deswegen legen wir jetzt los.