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New York Times und Axel Springer schießen drei Mio. Euro in das holländische Start-up Blendle, ein iTunes für Nachrichten.

Utrecht/Berlin/New York. Ein bisschen Größenwahn gehört beim Gründen dazu. Nicht weniger als „eine Revolution“ hatten die beiden 27-jährigen Holländer Alexander Klöpping und Marten Blankesteijn im Mai beim Launch ihrer Onlineplattform Blendle angekündigt. Dieser Revolution sind sie in der Nacht auf Montag ein großes Stück näher gekommen.

Nur sechs Monate nach dem Start sind zwei der wichtigsten internationalen Medienhäuser auf das Start-up aus Utrecht aufmerksam geworden: Die New York Times Company und der deutsche Axel Springer Verlag beteiligen sich zu 25 Prozent an Blendle und investieren drei Millionen Euro. Die Gründer halten weiter 75 Prozent.

Aber was ist Blendle genau? Der Einfachheit halber und mit dem eingangs erwähnten Größenwahn ausgestattet verglichen sich Klöpping und Blankesteijn von Anfang an mit Apples iTunes. Ähnlich wie der digitale Kiosk für Musik, Filme und Bücher ist Blendle eine Plattform (und eine App) für Nachrichten. Artikel können auf der Seite einzeln bezogen werden, um 20 bis 40 Cent oder mehr. Beim Start in Holland waren so gut wie alle großen Medienmarken aus Holland an Bord, und das, obwohl die meisten Zeitungshäuser gerade erst ihre eigenen Bezahlsysteme für Online-Nachrichtenseiten errichtet hatten. Von den 130.000 Abonnenten, die Blendle laut eigenen Angaben hat, geben erst 20 Prozent regelmäßig Geld für Texte aus. Der Rest surft gratis auf der Plattform und vernetzt sich mit Freunden oder Kollegen.

Deutsche Konkurrenz Readly

Springer und New York Times sehen in Blendle ein weiteres Werkzeug, das dazu beitragen kann, eine Bezahlkultur für Journalismus im Netz zu etablieren. Mit einem einfachen Bezahlsystem sei vor allem eine junge, internetaffine Generation von Lesern eher bereit, für journalistische Inhalte zu zahlen.

Springer bekommt allerdings schneller Konkurrenz als gedacht. Schon am Montag ging das deutsche Portal Readly online. Dort können die Inhalte der Bauer Media, der Funke Mediengruppe, des IT-Verlags IDG (etwa „PC Welt“) und das Vice-Magazin (70 Magazintitel zum Start) für eine Flatrate von 9,99 Euro (ähnlich wie bei Netflix oder Spotify) gekauft werden.

Bei Blendle ist die Investitionssumme von drei Millionen Euro noch eine relativ überschaubare Summe. Wenn die Plattform allerdings in vielen anderen europäischen Ländern angenommen wird, könnte damit nach dem schwedischen Spotify das nächste große Digitalprojekt aus Europa kommen. Und zwar eines, das vielleicht wirklich eine Revolution für die Zeitungsbranche bringt. Darauf zumindest hoffen die großen Verlage wie Springer und New York Times.