Gute Reise, Kurt!

Seit April kämpfte Investigativjournalist Kurt Kuch nicht nur gegen seinen Lungenkrebs, sondern für einen strengeren Nichtraucherschutz. Den Kampf gegen den Krebs hat er nun mit 42 verloren, seine Initiative wird weiterleben.

Das Weihnachtsfest konnte er noch daheim mit seiner Familie im Südburgenland feiern. Aber er wusste, dass er nach den Feiertagen wieder ins Krankenhaus musste, für die nächste Runde im Kampf gegen seinen Krebs. Früher als geplant wurde Kurt Kuch kurz vor dem Jahreswechsel ins Spital eingeliefert – doch die Zuversicht behielt er bis zum Schluss. In seinem letzten Facebook-Eintrag am Silvestertag schrieb er: „Wir lassen uns das Feiern nicht nehmen, zumal der beste Teil unseres Lebens noch nicht vorbei ist!“

Kämpferisch gab sich Kurt Kuch ab Tag eins seiner Krebsdiagnose. Mit stechenden Rückenschmerzen und Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall begab er sich Anfang April ins Krankenhaus und wurde von der Diagnose Lungenkrebs überrascht. In Interviews erzählte er später, er habe damals begriffen, dass er nur mehr zwei, drei Wochen zu leben gehabt hätte, wenn man den Tumor nicht erkannt hätte. Der Schock saß tief, doch Kuch fasste Mut und entschloss sich, gegen den Krebs zu kämpfen und mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen. Dem „Falter“ erklärte der Investigativjournalist wieso er das tat: „Ich kann nicht von allen absolute Transparenz einfordern, und wenn’s um mich selber geht, dann ist Schluss, dann zieh ich mich ins Schneckenhaus zurück.“

Fuck Cancer. Mit dem Hashtag #FuckCancer informierte er seine Freunde und Kollegen via Facebook und Twitter über die Fortschritte seiner Therapie. Und die gab es. Der Tumor wurde kleiner, im Sommer war Kuch sogar metastasenfrei. Mit seiner Frau und der gemeinsamen zwölfjährigen Tochter reiste er nach England und in die Karibik, genoss den ersten Sieg über die Krankheit. Aber nicht nur den engsten Freunden gegenüber, sondern auch in Interviews blieb er ehrlich. Der Tumor werde mit großer Wahrscheinlichkeit wieder kommen. Das war ihm bewusst.

Und er kam wieder. Der Kampf begann von vorne. In der Zwischenzeit hatte Kuch beschlossen, auch an anderer Front zu kämpfen. Er unterstützte die Initiative „Don’t smoke“, die sich für einen stärkeren Nichtraucherschutz in Österreich einsetzt. Und er hörte nicht auf, unter anderem in „News“, dem Magazin für das er fast 20 Jahre lang schrieb, darauf aufmerksam zu machen, dass er seine Krankheit vor allem seiner 25-jährigen Kettenraucherei zu verdanken hatte. Drei Packerl Marlboro hatte er jahrelang geraucht.

Kurt Kuch war ein Vollblutjournalist. Seine berufliche Laufbahn begann er Anfang der Neunzigerjahre als Aktivist der Oberwarter Antifa-Bewegung und beim OHO, dem offenen Haus Oberwart. Der „Falter“ bezeichnete ihn erst vor wenigen Tagen in einem Porträt als „eine Art Pressesprecher der Region“, der nach dem Rohrbombenattentat, bei dem vier Roma getötet wurden, unermüdlich im Einsatz war. Zuletzt schrieb er an einem Buch zum zwanzigsten Jahrestag der Anschläge im Jahr 2015. Seit 1996 schrieb er für das Wochenmagazin „News“ und deckte Skandale wie die Telekom-Affäre und die geheimen Briefkasten-Firmen des damaligen Raiffeisen-Bankers Herbert Stepic auf. Gerade erst wurde er vom Branchenmagazin „Journalist“ – wieder – zum Investigativjournalisten des Jahres gekürt.

Öffentlicher Abschied. Noch mehr Anerkennung erhielt er aber für seinen Kampf gegen die Krankheit und das Rauchen. Jeder Status-Update auf Facebook wurde tausendfach geliked, für jede Behandlung erhielt er persönlichen Zuspruch. Diese Anteilnahme habe ihm Kraft gegeben, „ein solcher Energieschub ist einfach unbezahlbar“, erzählte er der „Presse“ in einem Interview zu seinem 42. Geburtstag im August.

So öffentlich Kuch gegen seine Krankheit kämpfte, so öffentlich wurde auch sein Tod am Samstag. Hunderte Freunde und Wegbegleiter verabschiedeten sich tief betroffen auf seiner Facebook-Seite mit persönlichen Worten wie „Gute Reise, Kurt!“ oder „Mach’s gut, Kurt“. Sein Einsatz gegen das Rauchen steckte auch an, in jüngster Zeit beschlossen viele Freunde und Kollegen, das Rauchen aufzugeben; Restaurantbetreiber kündigten an, ihre Lokale zu Nichtraucherlokalen zu machen. Kurt Kuch hat seinen persönlichen Kampf in der Nacht auf Samstag verloren. Es sieht aber so aus, als würde die #FuckCancer-Kampagne weiterleben.
Mehr Infos: www.dontsmoke.at